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„Depression“ - eine neue Volkskrankheit?

30. Juli 2011
70 Teilnehmerinnen bei Tagung des Frauenbundes – Fachliche Informationen, Hilfen und Wege, um die Mauer des Schweigens über diese Erkrankung zu durchbrechen, suchten mehr als 70 Frauen bei einer Tagung des Katholischen Deutschen Frauenbundes (KDFB) im St. Burkardushaus in Würzburg.

Persönliche Betroffenheit, Ängste vor eigener Gefährdung etwa durch eine drohende „Altersdepression“, Sorge um Bezugspersonen oder Beobachtungen im sozialen Umfeld sorgten für dieses große Interesse. Dramatische Geschehnisse wie der Suizid des Nationaltorwartes Robert Enke und daraus resultierende öffentliche Diskussionen motivierten zusätzlich zur Teilnahme an dieser vom Arbeitskreis "sozial-caritativ" organisierten Tagung.

Die Referentin, Frau Dr. Ursula Tittor, Diplompsychologin an der Würzburger Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, unterschied klar zwischen einem depressiven Gemütszustand und einer ernsthaften, behandlungsbedürftigen Erkrankung, die den ganzen Körper betrifft.
Sie benannte deutliche Alarmsignale, die - über einen längeren Zeitraum andauernd - auf die lebensbedrohliche Erkrankung hinweisen: Interesselosigkeit, Schlaf- und Appetitstörungen, diffuse Schmerzzustände, Antriebsstörungen, innere Unruhen, Suizidgedanken seien Anlass, um ärztliche Hilfe zu suchen.
Aus langjähriger Praxis konnte die Psychologin auf gute Heilungschancen verweisen, die dank der modernen Medizin meist aus einer Kombination von Psychotherapie und Pharmakotherapie erwachsen.
Klar forderte sie, Depression als Erkrankung wahrzunehmen, depressive Menschen nicht zu stigmatisieren sondern verständnisvoll das Gespräch mit ihnen zu suchen und sie einem Facharzt zuzuführen.
„Depression, eine Erkrankung mit vielfältigen Ursachen, kann jeden treffen“ - so Dr. Tittor. Präventiv gebe es aber – sowohl hinsichtlich des depressiven Gemütszustandes als auch der ernsthaften Erkrankung - gewisse Schutzfaktoren in der Lebensgestaltung: Körperliche und soziale Aktivitäten, in jeder Hinsicht Lebendigkeit und Leben (nicht Stillstand und Starrheit), Sprechbereitschaft (nicht Sprachlosigkeit), Akzeptanz eigener Schwächen (nicht Streben nach Perfektion), das Wissen um die eigenen Kräfte und Fähigkeiten.

Maria Rothbauer, die Organisatorin und Leiterin der Tagung, ergänzte den informativen Ablauf des Tages mit spirituellen Impulsen. Diese halfen den Frauen, Betroffenheit anzunehmen und zu verarbeiten sowie eigene Kraftquellen zu entdecken und zu mobilisieren.
Allen Teilnehmerinnen wurde deutlich: Klare Informationen, soziales Engagement, das Wissen um professionelle Hilfsmöglichkeiten, Offenheit im Umgang mit Depression und eine präventiv sinnvolle Lebensgestaltung sind wichtige Schritte zur Bewältigung dieser weit verbreiteten psychischen Erkrankung.

 


MR / LW