(K)ein Sturm auf's Bischofshaus - Gespräch mit Bischof Friedhelm Hofmann
Wir warfen einen Blick über den Tellerrand unserer Kirchen und erwogen, welche Anregungen von Basisgemeinden bei uns umzusetzen sind. Biblische Werte, Pfarreistrukturen, das gemeinsame Priestertum aller Getauften, Kirchenräume - Kirchenträume, das Kirchenrecht und der Gottesdienst als Menschendienst wurden vorgestellt, beleuchtet und intensiv diskutiert.
Bei dem Podium mit dem Titel: „Unsere Weise an unserer Basis Gemeinde zu leben“ spannten Verantwortliche verschiedener diözesaner Gremien und Einrichtungen den Bogen von Südamerika zu uns nach Deutschland. Dies löste lebhafte bis aufgebrachte Diskussionen im Plenum aus. Ein Sturm war im Anmarsch! Unsere Kirche und die Rolle der Frau darin lösten Emotionen aus. Neben Freude, gibt es viel Enttäuschung, Entmutigung und Resignation. Die Delegiertenversammlung blickte mit großer Sorge auf aktuelle Entwicklungen in der Kirche.
Die Forderung wurde laut „einen Sturm auf das Bischofshaus“ zu organisieren. Der Vorstand bekam den Auftrag, das Gespräch mit Bischof Friedhelm zu suchen und die Sorgen und Stimmungen der Frauen zu teilen. Die KDFB – Leitung sollte ansprechen, dass Frauen, die sich engagieren, widerholt von manchen Ortspfarrern hören „der Bischof erlaubt es nicht“. Manche Frauen leiden sehr unter dem Denunziantentum. Weiter haben Frauen keine angemessene Stellung in diözesanen Entscheidungsstrukturen (z.B. Allgemeiner geistlicher Rat). Es gibt den dringenden Wunsch einer bezahlten geistlichen Beirätin für den Diözesanverband. Am meisten lag den Delegierten am Herzen, dass qualifizierte Frauen an der Spende von Sakramenten beteiligt werden und die seelsorgerischen Aufgaben wie Taufe und Krankensalbung aufgewertet werden. Schlussendlich stehen die Frauen zur Forderung des KDFB das Diakonat der Frau zu verwirklichen.
Zum Protestmarsch auf das Bischofshaus kam es nicht. Aber der Vorstand traf sich mit Bischof Friedhelm am 27. März 2014 um die Sorgen und Anliegen der Delegierten vorzutragen, um seine Hilfe und Unterstützung zu bitten und konkrete nächste Schritte zu vereinbaren.
Der Austausch, trotz der sensiblen Themen, erfolgte in einer offenen, herzlichen, verständnisvollen und wertschätzenden Atmosphäre. Der Bischof stellte in Aussicht, dass in den nächsten fünf Jahren eine Ordinariatsrätin ernannt und in den diözesanen Ausschuss berufen wird. Er bestand auf der Spende von allen Sakramenten durch geweihte Personen, aber er erklärte, dass alternative Formen von Segnungen z.B. für Kranke möglich sind und Arbeitshilfen bereitgestellt werden. Zum Thema ‚Predigten von Frauen während der Eucharistiefeiern‘ blieb der Bischof bei seinem bekannten Standpunkt. Er befürwortet dagegen die Möglichkeit im Wortgottesdienst. Bei Unstimmigkeiten mit Ortspfarrern geht er Hinweisen nach, wenn sie namentlich vorgetragen werden und verspricht Unterstützung. Anonyme Beschwerden werden berechtigterweise ignoriert. Er sagte zu, die Priester um positive Einstellung für das Wirken der Frauen in der Kirche und der Anliegen des KDFB zu bitten. Er möchte mit gutem Beispiel vorangehen und in der Rubrik ‚Bischofswort‘ im Sonntagsblatt vermehrt Frauenthemen behandeln. Die KDFB Delegation stellte abschließend die Forderung des Diakonats der Frauen dar. Der Bischof nahm dies zur Kenntnis und stellte die von Papst Johannes Paul II formulierten Positionen dar.
Die Ergebnisse wurden in einer Mitschrift festgehalten, um sie auch nachverfolgen zu können. Die grundlegenden Einstellungen des Bischofs zu den sensiblen Themen konnte erwartungsgemäß nicht verändert werden. Aber Veränderungen und Eingehen auf die Anliegen der Frauen wurden dennoch erkennbar und weitere Schritte konnten festgelegt werden. Statt Sturm vereinbarte man ein regelmäßiges Gespräch.
Karin Post-Ochel
Vorsitzende des Bildungswerks KDFB Diözesanverband Würzburg e. V.