Frauen leben und erleben die Vielfalt im 'Haus Europa'
Das 'Haus Europa' sei größer geworden und das Zusammenleben mit anderen Nationen habe längst begonnen, so die aus Augsburg stammende Theologin und Künstlerin. Urlaub, Städtepartnerschaften und oft auch das persönliche Umfeld böten heute Gelegenheit, aber auch die Notwendigkeit zum Kontakt mit Menschen aus anderen Kulturen und Ländern. Es gehe darum, die Begegnung mit dem 'Fremden', dem Andersartigen bewusst zu gestalten. Darin läge eine große Chance für die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen, die eigene Identität bilde sich immer nur am Andersartigen heraus. Die gemeinsame Sprache sei dazu ein wichtiger Schlüssel, um auf gleicher Augenhöhe in Kontakt zu kommen, so die Referentin. Anhand biblischer Geschichten aus dem alten und neuen Testament zeigte die Theologin auf, dass wichtige Entwicklungen oft erst durch die Begegnung mit dem Fremden in Gang kämen.
Im weitern Verlauf der Tagung beleuchteten insgesamt sieben Workshops das Thema:
Andrea Kober-Weikmann, Leiterin der Frauenseelsorge, zeigte am Beispiel 'Großer Frauen' die spirituelle Vielfalt Europas und seine christlichen Wurzeln auf. Sie verwies darauf, dass sich in der religiösen Praxis und den Frömmigkeitsformen einer Nation auch das jeweilige Temperament widerspiegele. Diana Johnson und Luise Engelhard führten die Frauen in ihrem Workshop mit Liedern und Tänzen musikalisch durch den Kontinent. Unter anderem zeigten sie, dass die Melodie des Liedes „Die Gedanken sind frei“ in ganz Europa bekannt ist. Christine Löffler vom Verbraucherservice Bayern des KDFB entführte die Frauen in die kulinarische Bandbreite zwischen italienischer und schwedischer Kost. Unter der Anleitung von Claudia Nietsch-Ochs schuf eine Gruppe Kreatives zur 'Frauensache Europa': Mit Hilfe einer linolschnittähnlichen Technik entstanden Abbildungen von Symbolen wie einer Taube für den Heiligen Geist als einende Kraft oder ein buntes Haus Europa. KDFB-Referentin Margarete Lang-Weber untersuchte in ihrer Arbeitsgruppe den „Kölner Anstoß“, das Grundsatzpapier des KDFB zum hundertjährigen Bestehen des Verbandes. Ausgehend von den soziologischen Thesen wurden Handlungsfelder und Wege erarbeitet, wie Frauen sich in Kirche und Gesellschaft für mehr Achtung vor dem Leben, mehr Gemeinschaft und Solidarität einsetzen können.
Die neue geschäftsführende Bildungsreferentin Susanne Wundling und Angelika Haaf von der Landwirtschaftlichen Familienberatung der Diözese zeigten das Dilemma der deutschen Landwirtschaft und Lösungsvorschläge auf. Ein deutscher Bauer bekomme für die Körner, aus denen 130 Laib Brot hergestellt werden, nur so viel Geld, dass er sich davon drei Laib Brot kaufen könne. Hier seien mehr Wertschätzung für die Lebensmittel und die Bereitschaft angebracht, einen fairen Preis zu zahlen. Schockierende Bilder zum Thema Menschenhandel und Zwangsprostitution sahen die Frauen in einem Film im Workshop von Renate Hofmann von Solwodi, einer Hilfsorganisation für ausländische Frauen in Not. Dass im Umfeld der Weltmeisterschaft 2006 mit einer Zunahme der Zwangsprostitution gerechnet werde, sei ein Skandal, den der Frauenbund publik machen müsse, so die Teilnehmerinnen dieses Workshops.
An einem aus Holz gezimmerten Haus wurden abschließend die Ergebnisse der Arbeitsgruppen in Form von gestalteten Plakaten befestigt. So zeigte sich am Ende der Tagung auch optisch ein vielfältiges Bild von Themen, Problemen und Handlungsansätzen der Frauen im gemeinsamen 'Haus Europa'.
Bei der anschließenden Delegiertenversammlung übergab Diözesanvorsitzende Elisabeth Stula einen Scheck in Höhe von Euro 7.772,11 an Renate Hofmann von Solwodi. Sie rief die Frauen in diesem Zusammenhang auf, mit einem Brief gegen die geplante Ausweitung der Prostitutuion anlässlich der WM 2006 zu protestieren.