Von der Kinderbewahranstalt zum modernen Krankenhaus
Bereits bei der Gründungsversammlung des Frauenbundes im Jahr 1904 wurde von den Mitgliedern eine „Kinderbewahranstalt“ im Gebiet Lehnleite (heute Mönchberg) geplant. Die katholischen Frauen reagierten damit auf die in jener Zeit erschreckend hohe Säuglingssterblichkeit und zunehmende Verwahrlosung von Kindern, denen es im damals wohl ärmsten Würzburger Stadtteil in erster Linie an Betreuung, ausreichender Ernährung und gesunden Wohnverhältnissen fehlte.
Um den Kapitalstock für das Vorhaben zu bilden, rief der Verband die Würzburger Bevölkerung zu Spenden auf. Bei Verhandlungen mit der Stadt wurde den Frauen ein Grundstück am Mönchberg als Bauplatz überlassen. Im Herbst 1907 konnten die Bauarbeiten beginnen, am 1. Dezember 1908 wurde das Haus eröffnet.
Von Anfang an stellten die Gründerinnen die Einrichtung auf eigene Füße, indem sie 1907 den „Verein für Kinderpflege Stadtbezirk Mönchberg, früher Lehnleite“ schufen, der Jahre später zum Trägerverein der Kinderklinik wurde. Um eine enge Verbindung mit dem Frauenbund aufrecht zu erhalten, wurde eine Vertreterin des Frauenbundes in den Vorstand entsandt, eine Regelung, die bis heute gültig ist.
Im Jahr 1982 übernahm Gertrude Janocha diese Aufgabe. Mit großem Engagement motiviert sie immer wieder die Zweigvereine des KDFB, die Arbeit der Klinik mit großzügigen Spenden zu unterstützen. Die Gelder kommen insbesondere den schwer behinderten Kindern der Station „Tanzbär“ zu gute, aber auch weitere Projekte wie z. B. ein Still-Café für Mütter oder die „Klinik-Clowns“ können mit den Spenden des Frauenbundes gefördert werden.
Weihbischof Helmut Bauer würdigte im Jubiläumsgottesdienst die mutige Initiative der Frauen vor 100 Jahren als „kühnes Unternehmen“, durch das die Liebe Christi in die Tat umgesetzt wurde. Die Errichtung der Kinderbewahranstalt sei zurecht als segensreiche Geburtsstunde der Klinik zu betrachten.
In ihrer Festrede bescheinigte auch die bayerische Landtagsvizepräsidentin Barbara Stamm, die Klinik stehe für den Dienst am Menschen im Sinn des christlichen Gebots der Nächstenliebe. Kranke und behinderte Säuglinge, Kinder und Jugendliche fänden Heilung, Pflege, Fürsorge und Betreuung in diesem Haus mit tiefen christlichen Wurzeln.
Die Chefärztin der Kinderklinik und zugleich Ärztliche Direktorin der Missionsärztlichen Klinik, Professor Dr. Christina Kohlhauser-Vollmuth, zeigte den erfolgreichen Wandel von der Kleinkinderbewahranstalt zur modernen Klinik für Kinder- und Jugendmedizin auf.
Als gute Entscheidung sah sie den geplanten Umzug der Kinderklinik in die benachbarte Missionsärztliche Klinik. Nur so könne man modernen medizinischen Erfordernissen, wie z. B. der räumlichen Nähe zur Geburtshilfeabteilung, in Zukunft gerecht werden.
Dem Vorsitzenden des Trägervereins, Hans Schöbel, überreichte die Chefärztin zum Dank für das ehrenamtliche Engagement seines Vereins ein Apfelbäumchen. Als Symbol für Fruchtbarkeit und Leben soll es die weitere Geschichte der Kinderklinik begleiten.
Die Festschrift „Von der Kinderpflege zur Klinik für Kinder- und Jugendmedizin 1908 – 2008“ wurde von Bistumshistoriker Erik Soder von Güldenstubbe verfasst. Sie ist gegen eine Spende im Sekretariat der Kinderklinik, Mönchbergstraße 27, 97074 Würzburg, Telefon: 0931/8040-242 erhältlich.
LW / Blüml
Aus der Geschichte der Kinderklinik:
1908 Eröffnung der „Kinderbewahranstalt mit Kinderkrippe“
Seit 1922 Kinderkrankenhaus, erweitert 1924/25
Zerstörung am 16.03.1945 beim Bombenangriff auf Würzburg
Bis 1947 Wiederaufbau
1964 Erweiterung und Modernisierung
1985-1992 Generalsanierung mit Neubau. Dadurch laut Zeitungsberichten „eine der schönsten Kinderkliniken Deutschlands“.
1994 Zusammenschluss mit Missionärztlicher Klinik zur gemeinnützigen GmbH
Frühjahr 2009: Umzug in die Missionsärztliche Klinik